Elfte Generation im Dienst der Kirche
Juliane DielPfarrer Hans-Ulrich Hoffmann-Schaefer15.05.2024 jdiel Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Phillip LeeDie Kita-Kinder verabschiedeten Pfarrer Hans-Ulrich Hoffmann-Schaefer mit vielen guten Wünschen und bunten LuftballonsDer Glaube wurde ihm in die Wiege gelegt. Geboren in Kehl-Kork bei Straßburg und aufgewachsen im Pfarrhaus im rheinhessischen Engelstadt, ist er in der elften Generation Pfarrer. Bis in Jahr 1670 ist die Linie zurückzuverfolgen. „Für mich war schon früh klar, dass ich in die Fußstapfen meiner Vorfahren treten möchte“, erinnert sich der 66jährige. „Die Suche nach Gott war schon immer Richtschnur und Quelle für mein Leben – daraus ziehe ich meine Kraft“ Bereits mit 19 Jahren hielt er am Heiligabend in Bubenheim seine erste Predigt. 1984 wurde er Vikar in der Saalkirche in Ingelheim und 1986 in Hamm in Rheinhessen ordiniert. Dort hatte er fünf Jahre eine volle Pfarrstelle inne und engagierte sich als Umwelt- und Kindergottesdienstbeauftragter des Dekanats. Hoffmann-Schaefer denkt gerne zurück an die von ihm organsierten Kinderkirchentage mit bis zu 800 Kindern aus zwölf rheinhessischen Dörfern.
Nachdem er seine Frau - eine echte Meenzerin - kennenlernte und eine Familie gründete, zog er 1991 in die Landeshauptstadt und war mit halber Stelle „dem Dekan beigegeben“. Ab 2001 arbeitete er mit halber Stelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Gonsenheim und unterrichtete Religion an der Martinis-Schule in der Mainzer Oberstadt. Als 2003 das Pfarramt in der Evangelischen Luthergemeinde in der Oberstadt vakant wurde, bewarb er sich und blieb der Gemeinde 21 Jahre treu.
Hoffmann-Schaefer bezeichnet sich selbst als `ganz normalen Gemeindepfarrer`. „Ich durfte den Menschen in der Gemeinde 21 Jahre lang Kontinuität geben und hatte dabei viele tolle Begegnungen“, freut sich Hoffmann-Schaefer, „Die Gemeinde war Heimat für meine Familie und mich.“ Seine Aufgabe als Pfarrer sah er darin, ansprechbar für die Menschen in der Gemeinde zu sein und Zeit für deren Belange zu haben. Es schmerzt ihn, dass durch die steigenden Verwaltungsaufgaben einer Pfarrperson dafür immer weniger Raum bleibt. Die Fusion der Luthergemeinde mit der Melanchthon- und Thomasgemeinde zur Evangelischen Gemeinde der Oberstadt Mainz, heißt er gut und sieht es als Vollendung der Kooperationen, die es vorher schon 15 Jahre lang gab: „Wir müssen unsere Kräfte bündeln, damit wir für die Menschen da sein können“, erklärt er.
Ganz besonders erfüllte es ihn Predigten zu schreiben und Gottesdienste zu feiern: „Das ist eine Arbeit, die Ideenreichtum und Kreativität erfordert. Man tritt mich Menschen über die Spiritualität in Kontakt,“ erklärt der Theologe, „Doch auch für meine eigene Spiritualität waren und sind die Gottesdienste ein wichtiger Anker. Ich habe aus jeder Predigt, die ich vorbereitet und gehalten habe, für mich selbst einen Gewinn gezogen.“ Daneben liebte er die Arbeit im Kindergarten und der Grundschule und legte einen besonderen Fokus auf Familiengottesdienste, die mehrmals im Jahr stattfanden. Die Kirchenmusik ist für Hoffmann-Schaefer ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde. Die verschiedenen Posaunengruppen für alle Altersklassen und die Kinderchöre bereichern in seinen Augen die Gemeinde ungemein.
Während seiner Amtszeit wurde das Gemeindehaus und der Kindergarten aus den 60er Jahren umgebaut. Ein Projekt mit einem Finanzvolumen von 2,1 Millionen Euro, das viel Zeit und Energie kostete. Heute blickt der Pfarrer stolz auf die im Gemeindehaus integrierte Kita mit dem parkähnlichen Außengelände. Mit Stolz erfüllte ihn auch, Pfarrer einer `Bartning Kirche` zu sein. Diese wurden als Notkirchen nach dem Krieg 1949 mit Fertigbau-Modulen gebaut. Ziel war es, einen Kirchenbau zu schaffen, der Sakrales ausstrahlt, aber dennoch vielseitig ist. Im Bauhausstil designt, folgt die Form der Funktion und die Kirche ist durch verschiebbare Wände auch gleichzeitig Gemeindezentrum. Solche Kirchen wurden in 40 Städten in Deutschland gebaut, unter anderem auch neben der Zitadelle in Mainz.
Auch im Ruhestand wird es Hoffmann-Schaefer sicher nicht langweilig „Der Zettel mit all den Dingen, die ich vorhabe, ist lang“, lacht der Pfarrer. Gerne möchte er seine Frau, die selbständige Familienforscherin ist, unterstützen und ihr beim Transkribieren alter Texte helfen. Und endlich Zeit zu haben, seiner Leidenschaft als Fotograf nachzugehen, darauf freut er sich besonders.
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