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Musik des Friedens und der Hoffnung

Evangelisches Dekanat Mainz / Nicole Weisheit-ZenzKonzertabend mit dem "Pianisten aus den Trümmern" Aeham Ahmad / Foto: Evangelisches Dekanat Mainz / Nicole Weisheit-Zenz

Bewegender Begegnungsabend mit Pianist Aeham Ahmad, Lesung und Buffet

Menschen verschiedener Generationen und Kulturen kamen zusammen, zu einem besonderen Abend in der evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde auf dem Lerchenberg. Zum fünfjährigen Bestehen des Familientreffs der Evangelischen Familienbildung gab der Pianist Aeham Ahmad ein Konzert.

Hoffnung hatte der junge Musiker einst hungernden und verzweifelten Menschen geschenkt, als er im zerstörten Yarmouk in Syrien auf offener Straße spielte. Schlimmes musste er selbst mit ansehen und erfahren, in seiner Heimat und auf der Flucht nach Deutschland. Mit seinen Konzerten trägt er auch die Botschaft weiter, „dass Krieg und Gewalt in der Welt nicht das letzte Wort haben“, wie Gemeindepfarrer Christoph Kiworr als Gastgeber betonte. Er sprach von „Musik des Friedens und der Hoffnung“ und lud ein zu einem Abend der Begegnungen – ganz im Sinne des Familientreffs, der mit vielfältigen Angeboten Menschen zusammenführt.

Am Piano verblüffte Aeham Ahmad viele Besucher damit, welche Töne er dem Instrument entlocken konnte: leise und laute, sich zu einer kraftvollen Klangfülle steigernde, beruhigende oder solche, die an Herzklopfen denken ließen. Aus der Seele schien der zierliche junge Mann zu spielen, auch bei bekannten Melodien wie „Freude schöner Götterfunken“ und „Die Gedanken sind frei“. Diese zeitlos aktuelle Botschaft umrahmte den bewegenden Abend und forderte dazu auf, mit einzustimmen - was das Publikum gern tat, als spontan großer Chor.

An gesprochene und gesungene Gebete ließen manche Lieder von Aeham Ahmad denken, andere muteten orientalisch und lautmalerisch an. Einfühlsam begleitet wurde er bei etlichen Stücken von zwei Gastmusikern, dem Saxophonisten Steve Schofield und Crncid Zeljko, der blind auf Percussion-Instrumenten spielte. Vorgestellt wurde auch die neue CD des Pianisten, „Yarmouk. Music for Hope“, mit Titeln wie „Time passing”, „Peace doves” oder „Faith”.

Sehr begehrt waren handsignierte Exemplare von Aeham Ahmads Buch „Und die Vögel werden singen“. Mit ausdrucksstarker, angenehmer Stimme wurde es den Zuhörern näher gebracht von Verena Glanos, die einzelne Passagen daraus vorlas. Ansatzweise wurde so ein Eindruck davon vermittelt, was der junge Musiker in den vergangenen Jahren alles miterleben musste, in seiner Heimat und auf der Flucht. Wichtig sei ihm, falschen Vorstellungen und Vereinfachungen dadurch etwas entgegenzusetzen, sagte er. Kaum hineinversetzen lässt es sich in ein Leben nur wenige Minuten von der Front entfernt und abgeschnitten von vielem, ob Wasser und Strom, Reis und Brot. Schier unvorstellbares Leid wurde auch geschildert am Schicksal eines Freundes und seiner Frau. Für Gänsehaut sorgte die bewegende Bandbreite der Gefühle: Trauer und Angst, Wut und Erschöpfung, Verzweiflung und Verlorenheit – was Aeham Ahmad zwischen den Buchauszügen auch ohne Worte am Piano zum Klingen brachte.

Anschaulich beschrieben wurde, wie er einst zwischen Trümmern und Betongerippen gespielt hatte, an trostlosen Orten, an denen jedoch das Zwitschern von Vögeln neue Hoffnung weckte und Kraft gab. An angenehmen Kindheitserinnerungen - geborgen und glücklich mit blindem Vater, fröhlicher, fürsorglicher Mutter und Großfamilie in unmittelbarer Nähe - wurde klar, welch zentralen Stellenwert die Familie in seiner Heimat hat. Mit Anfang 30 musste er dann Schlimmes sehen, auf seiner Flucht 2015: Sandsturm, Schnellfeuergewehre, Sprechchöre, Schüsse, Schreie, Schluchzen. Nun lebt Aeham Ahmad mit seiner Familie zwar in Wiesbaden und in Sicherheit, doch, wie er bedauert, auch weit weg von Verwandten und guten Freunden.

Wie gut es tut, sich gemeinsam zu stärken und ins Gespräch zu kommen, zeigte sich beim interkulturellen Buffet. Viele hatten dazu beigetragen und süße und herzhafte Köstlichkeiten aus ihren Regionen mitgebracht. Auch dank weiterer engagierter ehrenamtlicher Mitarbeiter und Unterstützung hinter den Kulissen wurde die Veranstaltung erst möglich. „Es war ein gelungener Abend mit einer wunderbaren Mischung an Menschen“, zieht Sybille Beiler-Matthäi von der Evangelischen Familienbildung Mainz Resümee. „So viele haben sich für den Abend bedankt und sind begeistert, berührt und beglückt nach Hause gegangen“. Dies sei auch ein Zeichen dafür, dass der Familientreff sehr gut auf dem Lerchenberg angekommen ist.

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