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Kirchenvorstandswahl

Kirche hat Zukunft

Armin ThomasDr. Joachim Wegener, Alina Werum und Dr. Livia Prüll kandidieren für den Kirchenvorstand.

Am 13. Juni werden in der EKHN die neuen Kirchenvorstände gewählt. Für die nächsten sechs Jahre sind sie verantwortich für die Ausgestaltung der Arbeit in den Kirchengemeinden. In Mainz sind in den 22 Gemeinden rund 220 Mandate zu Vergeben. Was bewegt Menschen für dieses Amt zu kandidieren und wie möchten sie Kirche gestalten? Drei Kandidat*innen sprechen über ihre Motivation.

Gerade 18 Jahre alt geworden, ist Alina Werum eine ungewöhnlich junge Kandidatin. „Schon meine Mutter ist in der Christuskirchengemeinde aufgewachsen“, erzählt sie. „Aber erst seit meiner Konfirmation bin ich mit der Gemeinde enger verbunden. Die Konfi-Zeit mit den Gleichaltrigen der vier Innenstadtgemeinden hat mir sehr viel Spaß gemacht.“ Daher hat sie direkt im Anschluss eine Jugendleiter-Ausbildung beim Stadtjugendpfarramt absolviert – neben der Schulzeit am Frauenlob-Gymnasium. Seither hat sie sich vorwiegend bei Konfi-Touren mit der Evangelischen Jugend im Dekanat und bei Konfi-Partys engagiert.

Warum kandidiert sie für den Kirchenvorstand der Christuskirchengemeinde? Alina Werum: „Ich möchte die Interessen von Jugendlichen einbringen und zeigen, dass Kirche Zukunft haben kann, dass sie nicht nur Frömmigkeit beinhaltet, sondern auch Gemeinschaft.“ Sie sieht ihr Engagement als Signal an andere Jugendliche, aber auch an den Kirchenvorstand selbst. „Ich will zeigen, dass auch Jugendliche Freude haben, in der Gemeinde aktiv zu werden.“ Sie sieht ihre Kandidatur als Chance, sich in die Gemeinde einzubringen und später vielleicht auch andere Jugendliche dazu zu ermuntern. Nach dem Abitur, das sie gerade abschließt, wird sie sich ohnehin noch stärker kirchlich engagieren: Alina Werum freut sich bereits auf den Bundesfreiwilligendienst im Stadtjugendpfarramt. „Was danach kommt, ist noch offen.“

Dr. Livia Prüll, 59-jährige Ärztin und Historikerin, kandidiert erstmals für den KV in der Altmünstergemeinde. Ihre Großmutter mütterlicherseits stammt aus einer evangelischen Pfarrersfamilie in Norddeutschland. Sie selbst ist in Gießen aufgewachsen. Ihre Verbundenheit zur evangelischen Kirche hat sie neu belebt, als sie sich in der Transition befand. Der  Geschlechtsangleichung hat sie sich im Jahr 2014 unterzogen, als sie 53 Jahre alt war. „Ich gehe offen damit um“, betont Livia Prüll. Hinzu kam, dass sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und insbesondere die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zunehmend für die Interessen von transidenten und transsexuellen Menschen einsetzten.

Im Reformationsjahr 2017 hat Livia Prüll an der Broschüre „Reformation für Alle“ mitgewirkt, die von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) herausgegeben wurde. Eine Ausstellung der dgti rückte transidente Menschen in demselben Jahr im Foyer der Mainzer Christuskirche in den Blickpunkt der Betrachter. „Kirche ist eine Institution, die von ihrem Auftrag her Sozialarbeit leistet“, ist Prüll überzeugt. „Ich möchte in der Gemeinde daran mitwirken, dass Kirche alle Menschen aufnimmt. Dazu zählen auch transidente Menschen. Sie  sind gleichwertige Mitglieder in der Gesellschaft.“

Für eine dritte Amtszeit kandidiert der 60-jährige Zahnarzt Dr. Joachim Wegener in der Philippus Gemeinde in Bretzenheim. „Meine Familie hat in der Gemeinde seit 1989 ein Zuhause gefunden“, schwärmt der verheiratete Vater dreier erwachsener Kinder. „ Unsere Gemeinde lebt ihre Offenheit, liebt ihre feierlichen Gottesdienste und setzt sich für Nachhaltigkeit ein – ganz im Sinne der christlichen Nächstenliebe.“

Dass man etwas bewegen kann in einem Kirchenvorstand, hat Wegener gleich zu Beginn seines Engagements bewiesen. „Ich wollte die Jugendarbeit im Sinne der Jugendlichen beleben.“ Darum hat er für die Konfirmandengruppen jeweils eine Segelfreizeit auf dem Ijsselmeer organisiert und als Teamer begleitet. „Dabei wurde der Gemeinschaftssinn gestärkt und das soziale Miteinander. Die Jugendlichen haben erlebt, was es heißt, an einem Strang zu ziehen.“ Im ersten Jahr war seine heute 28-jährige Tochter als Teilnehmerin dabei. Die jährliche Segelfreizeit, von Skeptikern anfangs kritisch beäugt,  ist über die Jahre hinweg zu einem Markenzeichen der Gemeinde geworden. Kinder, deren Eltern sich eine solche Freizeit nicht leisten können, werden von der Gemeinde finanziell unterstützt.

Künftig möchte Wegener sein Augenmerk aufgrund der sich veränderten Altersstruktur der Gemeindemitglieder verstärkt auf das Thema „Altersgerechtes Wohnen“ richten. „Können wir dies in der Gemeinde realisieren?“ Darin sieht Wegener eine große Herausforderung für die kommenden Jahre. 

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