AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

„Gospel ist gesungener Glaube“

Juliane DielDekanatskantorin Barbara Pfalzgraff vor ihrem Wirkungsort der Mainzer Christuskirche

Wenn fetzige Gospelsongs aus der Christuskirche hallen, klassische Orgelmusik den Raum erfüllt oder virtuose Jazz-Klänge die Ohren begeistern, dann ist Barbara Pfalzgraff nicht weit. Seit 21 Jahren wirkt sie als Kantorin im Evangelischen Dekanat Mainz und hat viele musikalische Highlights gesetzt. Nun wurde sie in einer anrührenden Gospelmesse mit Standing-Ovation in den Ruhestand verabschiedet.

Bildergalerie

„Du hast den Gospel in unsere Stadt und unsere Kirchen gebracht“, dankte ihr Dekan Andreas Klodt, „Du hast verkündigt im besten Sinne des Evangeliums mit deinem Herzen, deinen Taten und deiner Musik.“

Barbara Pfalzgraff studierte Evangelische Kirchenmusik in Dortmund und war dort, sowie später lange Zeit im Münsterland, als Kirchenmusikerin tätig. Ihre erste Stelle in einer Gemeinde der EKHN (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau) trat sie 1999 in der Lutherkirche Rüsselsheim an.

Gospelchor und Gospelmessen

Gospelmusik ist das Herzstück ihrer Arbeit in Mainz. Als sie 2002 die Stelle im Dekanat, angesiedelt an der Christuskirche, antrat, bekam sie die Aufgabe, einen Gospelchor aufzubauen. Die Gospelbewegung kam Ende der 90er nach Deutschland und sollte einen festen Platz in der Kirchenmusik finden. „Die Menschen wollten bewegte Musik in den Kirchen. Musik, in die sie sich einbringen können“, erklärt Pfalzgraff, „Im Gospel finden sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen wieder: Menschen, die einfach Spaß am Singen haben, Menschen, die so ihrem Glauben Ausdruck verleihen, aber auch Menschen, die aus der Kirche ausgetreten waren und dadurch wieder Anknüpfungspunkte gefunden haben.“  Es fanden sich 30 Sänger*innen, die den Chor „GospelGroove“ gründeten. „Seitdem singt und swingt die Christuskirche! Der Gospel ist nicht mehr wegzudenken bei Konfirmationen, Gemeindefesten oder in der Christmette an Heiligabend“, freut sich die junggebliebene Musikerin. 2005 etablierte Pfalzgraff gemeinsam mit der damaligen Hochschulpfarrerin Anette Kassing und dem Gospelmusiker Hans-Jörg Fiehl die Gospelmessen als Ergänzung zur herkömmlichen Liturgie in Mainz.

Mitarbeit im Chorverband

Zwei Jahre später wurde sie berufen, im Verband Evangelischer Chöre in Hessen und Nassau den Fachkreis „Pop und Gospel“ aufzubauen. Gemeinsam mit interessierten Kollegen organisierte sie auf dem gesamten Kirchengebiet Workshops mit namenhaften Gospelgrößen wie Hans-Christian Jochimsen, Chris Lass und anderen. Ein Höhepunkt war 2018 die Reihe „Back to the Roots“: Workshops und Konzerte mit den US-amerikanischen Gospelmusikern Kim und Reggie Harris sowie James Davis, die in Mainz und Darmstadt stattfanden. „Zeitgenössischer Gospel singt vom Leben und vom Glauben. Die Lieder – mal mitreißende Songs, mal inspirierende Balladen – passen in viele Lebenssituationen. Alles hat dort seinen Platz: Trauer, Freude, Zweifel und Zuversicht“, erklärt Pfalzgraff ihre Passion.

Vielseitige Musikerin

Doch nicht nur im Gospel ist die vielseitige Musikerin zu Hause. In ihrer Hand lag auch die Mit-Organisation des regen Konzertlebens in der Christuskirche: Orgelreihen zur Passionszeit mit renommierten Organisten, Streichquartette und Jazzkonzerte, Taizé-Andachten und meditative Musik zu Kunstinstallationen. „Doch auch alle Gottesdienste und Trauungen, die ich musikalisch mitgestalten durfte, lagen mir am Herzen. Da, wo ich die Gemeinde mit Musik unterstützen konnte, war ich gerne dabei!“, blickt die 65jährige zurück, „Die musikalische Vielfalt und die Zusammenarbeit mit Menschen sind die Gründe, warum ich Kirchenmusikerin geworden bin. Ich liebe es, musikalische Projekte auf die Beine zu stellen, bei denen sich viele Menschen aktiv einbringen können. Das ist für mich gelebte Gemeinde!“

Zudem betreute Pfalzgraff größere Dekanats- und EKHN-Projekte wie die Bühne auf dem Leichhof in Mainz zum Rheinland-Pfalz-Tag 2022, am Pfingstgottesdienst im Autokino oder das Internationale Kirchenfest. Sie beriet die Gemeinden, Kirchenvorstände und nebenberuflichen Kirchenmusiker*innen in Fachfragen und hatte für deren Anliegen stets ein offenes Ohr.

Bei ökumenischen Andachten wie der Atempause, dem ACK-Gottesdienst oder dem Requiem für Wohnungslose, brachte sie sich gerne ein. „Im Glauben leben wir aus der Freude, von Gott so angenommen zu werden, wie wir sind. Diese Freude in der Kirchenmusik widerzuspiegeln war immer mein Antrieb und trägt mich durch das Leben“, so Pfalzgraff.

Auch im Ruhestand wird es weiterhin um sie klingen und swingen. Bis ein*e neue*r Kantor*in gefunden ist, wird sie die Chorleitung des Chores GospelGroove weiterführen. Darüber hinaus hat sie einige musikalische Projekte in Planung und sieht sich noch lange nicht nur im Zuhörerraum.

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top